Donnerstag, 19. Januar 2023

Eine Reise in die Vergangenheit – Venedig 1600 bis Wien 2023 1. Teil Geschichte der Pagliarucci

Giovanni del Pagliarucci, geboren um 1600, war ein Edelmann „del ordine cittadini“ und Großkaufmann in Venedig. Da zu dieser Zeit alle reichen Familien dem venezianischen Adelsstand angehörten, und die Pagliarucci zu den 24 alten Familien „case vecchie“ gehörten, die für die Venezianische Politik im 17. Jahrhundert maßgeblich waren, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch sein Sohn Peter diesem angehörte.

Sein Sohn Peter, geboren 1630, baute das große Vermögen seines Vaters noch aus und erwarb eine große Flotte von Handelsschiffen.

Die Pest, die 16 Monate lang, von 1629 bis 1632 in Venedig wütete, überstanden er und sein Vater glücklicher Weise. Der Pest fielen zu der Zeit 46.000 der 140.000 venezianischen Bewohner zum Opfer.

1650 heiratete Peter Catharina von Battaglia, die er vielleicht bei einer seiner Handelsfahrten aus Sizilien, der Stammregion derer von Battaglia, nach Venedig mitgenommen hatte. (ihre genaue Herkunft ist noch ungeklärt).

Der Adelsstand verpflichtete Peter von Pagliarucci entweder zur Zahlung von 100.000 Dukaten oder zur Bereitstellung seiner Flotte für den Kriegsdienst im Kampf um die Insel Kreta gegen die Türken. Besser wäre es sicher gewesen, die 100.000 Dukaten zu zahlen, da fast die gesamte Flotte Pagliaruccis verloren ging. Mit seinem übriggebliebenen Vermögen zog er ins Görzische Küstenland, wo er von der Gräfin Torriani (Thurn und Valsassina) 1665 aufgenommen und als Schlosshauptmann auf Tybein (Duino) eingesetzt wurde.

Sein Sohn Johann Natal von Pagliarucci, geboren 1680, folgte seinem Vater zunächst als gräflicher Schlosshauptmann auf Duino nach. Noch auf Duino heiratete er Elisabeth von Giener, sie verstarb kurz nach der Geburt eines Sohnes noch im Ehejahr 1708.

Am 10. Juni 1712 heiratete er Katharina von Beucig, unsere Ururururururgroßmutter. Natal trat dann 1712 in den österreichischen Staatsdienst ein (Bankaldienst genannt). wobei er in Salcano und in Karfreit (Kobarit), beide in Görz-Gradisca gelegen, als Leiter der Zoll-Straßen- und Forstverwaltung Dienst tat. In Karfreit unterstand ihm insbesonders auch die Verwaltung der Predil-Pass-Straße. Er erwarb ein Haus in Karfreit.

Über seinen Sohn, Peter Anton Bartholomäus von Pagliarucci, geboren am 22. März 1720 in Salcano, konnte ich nicht allzuviel herausbringen. Er heiratete als sehr angesehener Herr („Perillustris Dominus“) am 27. November 1743 in Kamnje Viktorija Marija Terezija Pollini de Caporeto von Sailla. Am 5. Dezember 1745 kam in Karfreit (ital.Caporetto, slov.Kobarid) ihr Sohn Natal Sigmund Ignatz Pagliarucci auf die Welt. Das war ein wirklich aufgeweckter Jüngling, der fließend deutsch, italienisch und slowenisch sprach. Er ging nach Wien und studierte Medizin, wo er an der Wiener Universität 1768, im Alter von nicht ganz 23 Jahren die Doktorwürde erlangte. Als Mitglied der medizinischen Fakultät in Wien, ließ er sich anfangs als Arzt in Wien nieder. später, nach kurzem Aufenthalt in der Heimat Karfreit, ab Mai 1772 als Arzt in Laibach. Er war Landesphysikus in Krain und erhielt 1777 den Titel „Nobilis Excellmus ac Experlissimus Dnus. Med. Dor“.

In Straschisch, Pfarre S. Martini zu S.Martin bei Krainburg am 8. Mai 1777 heiratet er die 24 Jahre alte Maria Franziska Xaveria Elisabeth Jenko v. Jenkensheim, geboren in Straschisch, St. Martin bei Krainburg, am 19. November 1753.

Natal Sigmund Ignatz Pagliarucci kauft am 17.September 1792 das Schloss KIESELSTEIN in Krain um 33.000 Gulden u. 50 Dukaten (das sind nach heutigem Goldwert ca. 5,7 Millionen €, wobei der Verkehrswert der Münzen mindestens das doppelte betragen haben muss), das er schon lange vor dem Erwerb gemietet hatte; er war Herr auf ERSCHENOUSCHE bei Straschisch, welches er im Dezember 1789 erworben hatte, ihm gehörte das Palais LEOPOLDSRUHE bei Laibach (heute Cekinovgrad und slovenisches Museum für Zeitgeschichte), ein Haus GLEINITZ, Burg GALLENFELS alles in Krain, und FRANKENSTEIN (RAHMSCHÜSSL) bei Weissenberg, Völkermarkt in Kärnten. Er war Hausbesitzer in Ranciano bei Görz, Straschisch u. Krainburg. Vermutlich zählte er zu den reichsten Adeligen von Krain.

Er übernahm den von seinem Schwiegervater betriebenen ansehnlichen Handel mit Ausfuhr der in Krain erzeugten Leinen „all in grosso“ in das Ausland und eine industrielle Manufaktur von roßhaarnen Siebböden im Dorf Straschisch und dessen Nachbarschaft in Oberkrain, welche eine Anzahl von 600 Menschen Beschäftigung u. Nahrung gab. Auf seine Veranlassung wurden 1785 die Städte Krainburg u. Lack durch eine„Comerzialstraße“ (immerhin eine 23 Km lange Straße) verbunden.

Er war ständischer Verordneter in Krain; Bürgermeister von Krainburg; 1794 „D:, Medicina Doctor“.

Am 9. April 1808 wurde ihm der Landstand von Krain unter der Bedingung, dass er sich über den Ritterstand auszuweisen habe, verliehen. Am 28. März 1809 wurde ihm der erbliche-österreichische Ritterstand, „Edler v. KISELSTEIN“, mit einem Wappen zuerkannt.

Seine Frau Maria Franziska Xaveria Elisabeth Jenko v. Jenkensheim, die ihm 8 Kinder geboren hatte, starb auf Schloss KIESELSTEIN in Krainburg am 9. April 1823, im Alter von 68 Jahren.

Am 27. März 1827 wurde ihm das Krainer Inkolat zugestanden, das überhaupt nur 494 Adeligen zugestanden wurde, was bedeutet, dass er Grund und Häuser weiter vererben durfte! Das macht es möglich am 15. September 1830 seinen Töchtern Ivana (Johanna) und Antonia, verehelichte Kalker, das Schloss KIESELSTEIN zu vermachen. Alle anderen Kinder waren zu diesem Zeitpunkt entweder verstorben, hatten ihn enttäuscht oder waren, wie der Sohn Michael Angelo, gut in die alte Adelsfamilie (15.Jahrhundert) Longo-Liebenstein eingeheiratet.

Er erbaute die Kapelle am Friedhof von Krainburg; war Ehrenbürger der Stadt Krainburg, die Stadt Agram setzte ihm einen Gedenkstein.

Sigismund Natalis Ignatius Pagliarucci Edler von Kieselstein starb am 25. April 1832, auf Schloß Kieselstein, er ist in Krainburg begraben.

Es wäre nicht die Familiengeschichte meiner Mutter, wenn sie einfach glatt weiter gelaufen wäre:

Natürlich war der missratene Sohn, der bei der Schenkung der Burg Kieselstein leer ausgegangen war, Mutters Ururgroßvater Siegmund Pagliaruzzi von Kieselstein, der es geschafft hatte, mit 15 Jahren sein um 9 Jahre älteres Kindermädchen, Jožefa Romano, zu schwängern.

Diese wurde schnellstens nach Kärnten verschoben, wo sie 1808, dem stolzen Jüngling einen Sohn gebahr, Mutters Urgroßvater, den Peter Pagliaruzzi von Kieselstein. Irgendwie schaffte es Siegmund die Jožefa noch einmal zu schwängern, was dann aber doch am 17. August 1809 zu einer Hochzeit führte. Höchste Zeit, da sie ihm am Tag der Hochzeit vor Schreck gleich den zweiten Sohn gebahr, diesmal den dann schon Edlen Josip Emanuel Pagliaruzzi von Kieselstein. Sie gebahr ihm noch 8 oder 9 weitere Kinder die aber für unsere Familie nicht weiter von Belang sind...

Natürlich ging es mit der Familie irgendwie weiter, sonst wären wir ja nicht da:

Dieser, jetzt dann doch veredelte Sohn von Siegismund, der Edle Peter von Pagliaruzzi von Kieselstein (schreibt sich jetzt mit „zz“ statt mit „cc“), heiratet im hohen Alter von 38 Jahren (wahrscheinlich verschreckt vom Beispiel seines Vaters) die 17 Jahre jüngere Marija Drešnig, Omas Urgroßmutter. Sie gebahr dem Peter 3 Kinder. Gleich das erste Kind war dann, am 6. Februar 1847 in Untersiska in Laibach, Omas Großmutter, die Edle Pauline Johanna Pagliaruzzi von Kieselstein.

Um es kurz zu machen, irgendwie lernte diese den, am 4. Jänner 1824 in Zásmuky in Böhmen geborenen Carl Victor Franz de Paula Pelzel von Staffalo kennen, Omas Großvater. Am 23. September 1871 wurde geheiratet. Das dritte Kind, Franz Martin Pelzel von Staffalo, Omas Vater, wurde am 3. Februar 1877 geboren.
Über ihre Onkel breiten wir lieber den Mantel des Schweigens, denn da ging es natürlich auch nicht immer ganz skandalfrei (zu mindestens nach Ansicht der Zeitgenossen) von Statten...

Franz Martin Pelzel von Staffalo setzte die Familientradition insoferne fort, als er mit Hochzeiten auch nicht viel Glück hatte. Er heiratete vorerst einmal 1912 die gleichaltrige Henriette Schrott, eine tiroler Heimatdichterin, die er in Innsbruck kennen gelernt hatte. Leider konnte Henriette keine Kinder bekommen und er ließ sich etwa 1920 deswegen wieder von ihr scheiden.

Einen zweiten Heirats-Versuch machte er gar nicht erst, er wollte ja nur ein Kind und hatte, durch den Militärdienst für ein Eheleben ohnehin nicht genug Zeit. Er machte mit einer Wirtin, der Augusta Anna Riffler in Hausmannstätten bei Graz, einen Vertrag über die Leihmutterschafft ihrer Tochter, der Antonia Riffler, die sie liebend gerne aus dem Haus haben wollte, da sie sich zu der Zeit gerade mit dem ehrenwerten Josef Waldegg verehelichen wollte, der (Aussage von Oma) ein Auge auf ihre schöne Tochter Antonia geworfen hatte...

Der Vertrag kam zustande, Antonia wurde, in freudiger Erwartung des Babys nach Innsbruck verschickt, das Wirtshaus wurde ausgebaut, Herr Waldegg wurde von Auguste Anna Klara Riffler geheiratet. So weit, so gut! Wie gesagt, irgendwie ist unsere Familie noch heute existent...

Das Mädchen Erika kam am 10. November 1922 in Innsbruck zur Welt. Das Kind verbrachte eine Zeitlang in Innsbruck bei einer befreundeten Familie ihres Vaters, zeitweise bei Spielfeld-Strass von 1924 bis 1926. Später am Hof in Persenbeug an der Donau. Als sie 12 Jahre alt war, starb ihr Vater, Franz Martin Pelzel von Staffalo, am 12. August 1935 an Angina Pectoris. Von da an wurde sie herumgereicht, zeitweise wohnte sie auch bei ihrer Steifmutter Henriette Schrott in Meran.

Sonntag, 30. Mai 2021

Alte Donau – Übungsfeld für Ökologen oder Panausen

Bereits am Beginn des 20. Jahrhunderts treten in
der Alten Donau zeitweise Blüten pflanzlicher
Schwebalgen auf. Trotzdem war die Alte Donau bis
zu Beginn der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts
geprägt von klarem Wasser mit Sichttiefen bis zum
Gewässergrund und ausgedehnten Wasserpflanzenbeständen,
die einen wesentlichen Anteil an den
Nährstoffumsetzungen im Gewässer hatten, indem
sie dem Wasser grosse Mengen an Nährstoffen
entzogen. Vor allem Phosphor wird so aus dem
Kreislauf entfernt und durch Bindung an biogenes
Kalzium dauerhaft sedimentiert. Erst durch
menschlich bedingten Nährstoffeintrag kommt es
zunächst zu einem übermäßigen Wachstum und
schliesslich zu einem Zusammenbruch der höheren
Wasservegetation.
Ab 1992 liess sich eine erheblichen Verschlechterung
der Wasserqualität erkennen. Verbunden
damit war das massenhafte Auftreten von kleinen
fädigen Blaualgen, deren Algenblüte zu einer
bräunlichen Wasserfärbung und einer erheblichen
Reduktion der Sichttiefe beigetragen haben. Neben
der über die Jahre zu beobachtenden leichten Zunahme
der Konzentration an Gesamtphosphor und
-stickstoff im Freiwasser wurde der längerfristige
Durchschnitt des Wasserstandes um etwa 28 cm
angehoben. Auslöser für diese Veränderung waren
der Bau des Hochwasser - Entlastungsgerinnes
„Neue Donau“ sowie einer Autobahn parallel zum
Hauptstrom, was zur Verringerung der Dynamik
des Grundwassers um ca. 50% beitrug. Nach
Errichtung des Laufstauwerkes Freudenau‘ an der
Donau kam es zu einer abermaligen Erhöhung
des mittleren Wasserspiegel um zirka 30 cm. Eine
reduzierte Wasserstandsdynamik, bzw. ein dauernd
erhöhter Wasserstand kann als ein wesentlichen
Grund für den Niedergang der Makrophytenbestände,
wie dem Ährigen Tausendkraut, angesehen
werden.
Dazu kamen noch die viel zu hohe Wasservogeldichten,
die jährlich bis zu 194 Tonnen an Wasserpflanzen
abweideten und die intensive Nutzung
des Gewässers durch Erholungssuchende, die zur
Verschärfung der Situation beitrugen. So werden
an der Alten Donau an heissen Sommertagen bis
zu 200 000 Besucher gezählt. Diese sind in der
Badesaison (Mai bis September) für einen Eintrag
von rund 38 kg Phosphor verantwortlich.

In den siebziger und achtziger Jahren wurden in der
Alten Donau zusätzlich auch Graskarpfen (Amur)
ausgesetzt. Das genaue Ausmaß des Besatzes
lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Die jüngsten
Fangzahlen mit knapp einer Tonne pro Jahr weisen
auf einen immer noch erheblichen Bestand hin.
Die Graskarpfen dürften also zum Niedergang
des Makrophytenbestandes Anfang der neunziger
Jahre mit beigetragen haben und stehen nun einer
raschen Wiederbesiedlung mit Wasserpflanzen
im Wege. Im Jahr 1993 wurde ein umfassendes
Sanierungs- und Restaurierungsprogramm in Angriff
genommen, um die exzessive Entwicklung der
fädigen Blaualgen in der Alten Donau zu stoppen.
Zur Reduzierung der externen Nährstoffeinträge
wurde umgehend der Ausbau des Kanalnetzes
vorangetrieben. Zur Zeit liegt der Anschlussgrad in
den Kleingartensiedlungen bereits bei über 95 %.
Im Bereich der Altlast unter dem Donaupark zeigte
die Errichtung von Sperrbrunnen zur Abhaltung
des nährstoffreichen Grundwassers Erfolg, wobei
zu bedenken ist, dass eine zu starke Erhöhung des
Wasserstandes der Alten Donau diesen Erfolg wieder
zunichte machen könnte.
Mit Hilfe des Riplox-Verfahrens wurde dann
Phosphor, ein für das Wachstum von Algen essentieller
Nährstoff, aus dem Freiwasser chemisch
ausgeflockt und im Sediment gebunden. In einem
zweiten Behandlungsschritt wurde der Abbau von
organischem Material am Seeboden durch Nitratzugabe
zum Sediment beschleunigt. Seit dem
Ende der Behandlung zeichnet sich eine Stabilisierung
des Gewässers ab. Die Reduktion der
Algenbiomasse führten zu eine deutliche Zunahme
der Sichttiefen. Die Makrophyten reagierten auf
das verbesserte Lichtklima mit einem langsamen
Bestandsaufbau. Der hohe Fraßdruck durch die
Fische machte zusätzliche Maßnahmen zur Beschleunigung
unerlässlich, wobei eine teilweise
Reduktion bzw. Umstrukturierung der Fischpopulation
sicherlich positive Auswirkungen hätte.
Als ergänzende Maßnahmen wird die ursprüngliche
Wasserstandsdynamik durch künstliche
Simulation von Niederwasserständen im Frühjahr
wiederhergestellt, mit dem Ziel einer Vergrößerung
der möglichen Ausbreitungsfläche des, von Bootfahrern
und Schwimmern so ungeliebten Ährigen
Tausendkrautes. Dies wird durch eine ständige
Dotation des Gewässers im Ausmaß von 100 bis
500 l sec mit nährstoffarmen Wasser aus der Neuen
Donau erreicht, womit eine weitere Reduktion
der stofflichen Belastung und eine Erhöhung
der Sichttiefen erfolgte. Mit Hilfe der Mähboote
sollten, als weitere Maßnahme, nun die Macrophyten
abgemäht und damit weiterhin Nährstoffe
dem Wasser entzogen werden. Der Millionenteure
Erstversuch durch die Gemeinde Wien verrostet
ungenützt auf der Donauinsel, während die Mähleistung
derzeit mit hohen Kosten von einer privaten
Firma erbracht werden muss.
Der letzte Stand ist die Errichtung einer Basisstation in der Alten Donau für mehrere, mit Diesel betriebene Mähboote, was die unschätzbare Gefahr einer Ölverseuchung in sich trägt. Warum in Zeiten wie diesen keine Elektromähboote angeschafft wurden, ist nur sehr schwer zu verstehen.

Klaus Pahlich

Samstag, 30. November 2019

Ibiza – Ein Skandal mit ungeahnten Folgen?

Könnte ich in die Zukunft blicken, würde ich ruhiger das Ergebnis der Türkis-Grünen-Gespräche erwarten können. Während sich die FPÖ am Zahntechniker Strache die Zähne ausbeisst, die SPÖ das Kunststück schafft, eine Rendi-Wagner medial aus- und wieder abzuschalten, da keiner der tollen SPÖ-Herren sich findet, die Fahne der Sozialdemokratie in die Hand zu nehmen und sie weiter in die, von Rendi-Wagner vorgegebene und stimmige Richtung zu führen.
Die Richtung der drei Pfeile deutet aber nur deswegen nach unten, nicht weil sie den Weg beschreiben, den Rendi-Wagner gemeint hat mit "Die Richtung stimmt!", sondern sie bedeuteten immer ein Zeichen für Kampf des Proletariats gegen Faschismus, Klerikalismus und Kapitalismus. In den letzten drei Jahrzehnten haben die Sozialdemokraten die Symbolkraft ihres Zeichens schwer beschädigt, die FPÖ, die, sagen wir es einmal vorsichtig, ein Sammelbecken unzähliger rechtsradikaler Einzelfälle ist, wurde bereits 1983 von Sinowatz in die Regierung gebeten und 1986 unter Vranitzky wurde dieser Fehler fortgesetzt. Der Faschismus-Pfeil war zerbrochen! Hielt die Regierung unter dem schwachen Sinowatz drei Jahre, gelang es Vranitzky damals schon nur mehr 7 Monate lang, die Regierung aufrecht zu erhalten. Trotzdem, die FPÖ war auf einmal, sozusagen, zimmerrein, was ihr 2000 die Möglichkeit bescherte mit Schüssel eine Regierung zu bilden, und das gegen eine sozialistische Mehrheit. Auch ein zweites Mal gelang es Schüssel noch die zerbröckelnde FPÖ zu einer Regierung zu bringen, was allerdings zu einem fliegenden Wechsel führte zum BZÖ. Und die Sozialdemokratie sah zu. Die SPÖ brachte ihre Chefs im Kapital unter, fuhren mit Bonzenautos durch die Gegend und begannen ihre proletarische Klientel, die Arbeiterschaft, an die FPÖ und auch an die ÖVP zu verlieren. An die ÖVP weil sich viele der Arbeiter in den Angesteltenstand erhoben, an die FPÖ weil, ja warum eigentlich? Vielleicht weil die SPÖ und vor allem die Gewerkschaft, viele Menschen bei der ersten Digitalisierungswelle in den 90er-Jahren schmählich in Stich gelassen hatte. Warum sollte ein arbeitsloser Mensch eine Arbeiterpartei wählen, die sich mehr ums eigene Kapital kümmerte, als um Arbeitsplätze zu kämpfen?! Der zweite Pfeil war zerbrochen! Der einzige Pfeil, der heute noch übrig bleibt, der gegen den Klerikalismus zieht heute auch nicht mehr, da dadurch nicht einmal die ÖVP getroffen werden kann, die sich auch schon lange von der Kirche abgewandt hat, wie an der Flüchtlingspolitik eines Kurz leicht abzulesen ist. Der dritte Pfeil sticht auch nicht mehr und die SPÖ ist jetzt von allen guten Geistern verlassen. Die Grünen laufen ihnen im Sozialbereich schon lange den Rang ab und nur in Wien gibt es noch eine gut vernetzte SPÖ, mit einer, allerdings sehr schwachen Führung.

Der Ibizaskandal hat also eine fatale Türkis-Blaue Regierung blitzschnell abgebrochen und die Grünen konnten wieder gestärkt zurück ins Parlament, aber die Gefahr einer weiteren Türkis-Blauen Regierung ist noch nicht gebannt. Wenn es zwischen Türkis und Grün zu keiner Einigung kommt, wird es zu einer Neuauflage mit den Blauen kommen. Die Folge für Österreich und die Umwelt wäre schrecklich!

Dienstag, 3. September 2019

Rückblick auf die letzte Regierung – Teil 1 Wirtschaft und Innenministerium

Erdrückende eineinhalb Jahre liegen hinter uns. Die Türkis-Blaue Regierung hat ausschließlich Minderheiten bedient und die große Masse des übrigen Wahlvolkes in Angst und Schrecken versetzt. Die Ansage eines Hofer "wir werden uns noch wundern was alles möglich ist" hat dazu geführt, dass sich das rechte Reichsviertel über alle Maßen stark und sicher gefühlt hat, gefördert von einem blinden, tauben und entscheidungsschwachen Kanzler Kurz, der wider alle Vernunft, die Arbeitswelt mittels 12-Stunden-Tag in die Zeit vor den Weltkriegen zurückwarf.

Kurzfristig wurde das bejubelt von Groß- und Mittelbetrieben, die allerdings sehr bald einsehen mussten, dass diese Massnahme bei Fachkräftemangel und einer über unsere Grenzen drohender beginnenden Rezension aus Deutschland und der ganzen Welt, eine tödliche Mischung für viele Betriebe sein könnte. Die Gewerkschaften protestierten zwar, ließen sich aber schnell durch manche Verbesserungen bei einzelnen Kollektivverträgen beruhigen.

Niemand denkt mehr an die drohende zweite Digitalisierungswelle der Arbeitsplätze, niemand denkt an die dringend nötige rechtzeitige Umschulung derer, die davon betroffen sein würden. Alle diese Ängste und Befürchtungen wurden durch kurzfristige Gewinnerwartungen, durch Verringerung der Arbeitslosenzahlen (stagniert bereits), durch eine Konsolidierung des Budgets (eine "Null-Nummer") zur Seite gewischt. Steuerentlastungen, die der kalten Progression entgegenwirken sollten, wurden frech in das, ach so tolle, Budget integriert, die tatsächliche Entlastung auf die Zeit nach dieser Legislaturperiode verschoben, also der nächsten Regierung angehängt!

Die hunderten "Entgleisungen" und "Einzelfälle" des FPÖ-Regierungspartners wurden großzügig übersehen und entschuldigt. Einen Innenminister Kickl, der mit bedrohlichen Ansagen und Maßnahmen, wie die Aufrüstung der Polizei durch den Kauf von 6990 hochmodernen Sturmgewehren vom Typ AUG A3 um 24 Millionen € vorantrieb, gleichzeitig wird das Bundesheer ausgehungert, das diese Millionen gut für den Einsatz bei Naturkatastrophen gebraucht hätte.

Ich möchte das einmal näher beleuchten: Für jeden Einsatzwagen wurde ein Sturmgewehr gekauft um die rasche Verfügbarkeit bei einem terroristischen Angriff zu gewährleisten, da trainierte Einsatzkräfte, wie z.B. die Kobra, etwa 10 Minuten benötigen würden, um am Tatort einzutreffen. Gesetzt den Fall es käme zu so einem Terrorangriff und eine auf das Gewehr eingeschulte Besatzung eines solchen Einsatzwagens befindet sich in der Nähe und muss das dort in versperrbaren Kisten gelagerte Gewehr in windeseile Schußbereit machen, konzentriert und überlegt an das Ziel herangehen und dann einen oder mehrere Schüsse gezielt auf den Terroristen abgeben. Wer schon einmal ein solches Gewehr in der Hand gehabt hat, die Auswirkungen des Rückstoßes bei Einzel- oder Dauerfeuer kennt, wird damit kein Problem haben. Man bedenke aber, dass derzeit gerade einmal die Ausbilder auf diesen Waffen eingeschult werden, was viele Wochen und Monate dauern wird, da mit dieser Waffe nur auf bestimmten Schießanlagen trainiert werden kann und viel Übung dafür benötigt wird. Eine zu vernachlässigende Kleinigkeit? Für diese fast 7000 Gewehre müssen mindestens doppelt so viele Polizeibeamte und -beamtinnen, also etwa 14.000 Menschen, eingeschult werden. Ein Magazin fasst 30 Patronen, bei Kosten von 5€ pro Patrone also etwa 150€ für den Inhalt eines Magazins, die theoretische Feuergeschwindigkeit liegt bei 150 Schüssen in der Minute! Das bedeutet, dass man ein Magazin in 12 Sekunden leer geschossen hat. Wenn die Polizeibeamten, also wirklich zu erfahrenen Schützen ausgebildet werden sollen, ist das mit einem Magazin nicht getan, da jeder Einsatz eines untrainierten Schützen ein reines Himmelfahrtskommando wäre. Also mehrere Stunden mehrmals im Jahr wäre das Minimum. Für einen einzigen Beamten wären die Kosten dann etwa bei 1000€ pro Jahr anzusetzen und das, nur für die Patronen und ohne den Zeitaufwand zu berechnen, also weitere 14 Millionen € an Kosten pro Jahr und das in jedem der folgenden jahre. Bei Dauerfeuer brauchen die Beamten nicht viel zu lernen, da genügtes, einmal das Gefühl dafür zu entwickeln, den Rückstoß zu fühlen und wie man das Magazin ansetzt, entsichert und dann das Magazin wieder wechselt. Das würde genügen, um das Gewehr in einem Bürgerkrieg einzusetzen. Gegen etwaige Terroristen müsste man die Beamten fit für Einzelschüsse über bis zu 300 Meter Entfernung machen. Das Bedarf einer längeren Ausbildung.

Am Horizont taucht die Frage auf: Was ist damit geplant? Auch die Einschulung von Pferden für die Polizei in Wiener Neustadt deutet eher auf den Einsatz gegen die österreichische Bevölkerung, als gegen Terroristen hin.

Montag, 17. Juni 2019

Klimawandel, ein Alptraum

Einer davon war der Alptraum Klimawandel. Jahrzehnte lang stemme ich mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Kräfte gegen steigende Emissionen in Industrie und Verkehr, Die Industrie hat teilweise aus dem damaligen Waldsterben, der wegen des "sauren Regens" in vielen Bannwäldern in unseren Alpen zu einem Kahlschlag geführt hatte, gelernt und viel Geld in die Hand genommen, um die Abgase aus vielen Dreckschleudern in dieser Zeit stärker abzufiltern. Vorübergehend war das eine Erholung für den Baumbestand. Das nächste Problem war das immer größer werdende Ozonloch über den Polen, ein Alptraum, der die Menschen und natürlich auch viele Tier- und Pflanzenarten, vor allem auf der Südhalbkugel immer stärker bedrohte. Durch das Montreal Protokoll gelang 1987 ein Meilenstein in der Geschichte des Umweltschutzes: (Zitat aus "Natur und Wissenschaft") "Der Vertrag, das erste multilaterale völkerrechtsverbindliche Umweltabkommen überhaupt, wurde 1987 vereinbart und trat 1989 in Kraft. Die Industriestaaten wurden darin verpflichtet, die Produktion der ozonabbauenden und extrem langlebigen FCKW-Gase, die als Treib- und Kältemittel verwendet wurden, zu beenden und für Alternativen zu sorgen. Das Chemieabkommen gilt heute als der mit Abstand erfolgreichste globale Umweltvertrag. Jetzt, mehr als dreißig Jahre nach der Vereinbarung, ist dessen Wirkung schon deutlich messbar."
Das Problem dabei ist allerdings, dass diese Maßname zwar erfolgreich ist bezüglich des Ozonlochs, es wird messbar kleiner, die als Ersatz eingesetzten Fluorkohlenwasserstoffe (FKW), die das Ozon nicht angreifen, wurden dafür extrem wirksam als Treibhausgas und fördern das Aufheizen der Athmosphäre um etwa ein halbes Grad Celsius. Da wird es ein Zusatzabkommen geben, die auch diese klimawirksamen Abgase in den nächsten 50 Jahren um 80% verringern soll. Ein Loch wird gestopft, das andere geht auf...
Die wichtigsten natürlichen Treibhausgase sind Wasserdampf, Kohlendioxid, Ozon, Methan und Distickstoffoxid, da jede Erwärmung der Atmosphäre durch Kohlendioxid, Methan oder andere Treibhausgase, zu mehr Wasserdampf in der Atmosphäre führt, verstärkt Wasserdampf den anthropogenen Treibhauseffekt. Die Auswirkungen davon bedrohen natürlich sowohl Forst- als auch Landwirtschaft, da sich durch die Erwärmung alle Biotope in ihrer Artenzusammensetzung verändern. Viele Gegenden auf unserem Planeten werden in zunehmenden Maße unbewohnbar: In Afrika durch unerträgliche Hitze (teilweise über 50°C) in vielen Küstengebieten durch Ansteigen des Meeresspiegels, der wegen des Abtauens der Pole und vor allem des Grönlandeises sich immer schneller hebt und durch regionale Wetteränderungen, die jedes Jahr neue Jahrhundertfluten und Schneekatastrophen, Hurrikans und Tornados hervorrufen. Auch in Österreich kommt es wieder zu Waldsterben durch von der Hitze geschwächte Bäume, die leicht vom Überhand nehmenden Borkenkäfer angefallen werden können.
Vernünftige Politik könnte weltweit und in Österreich an den Auswirkungen und am Klimawandel selbst etwas ändern. Wie man unschwer am Abkommen vor 30 Jahren bezüglich FCKW erkennen kann, nehmen solche Maßnahmen dann aber auch lange Zeiten in Anspruch, bis sie wirksam werden. Was macht Österreich? Kürzlich erfreute sich in unserem Lande der 5-Millionste Autofahrer, oder auch Autofahrerin das Privatauto anmelden zu können, die Abgas belastung steigt in Österreich nach wie vor an, die Geschwindigkeit auf unseren Autobahnen soll auf 140Kmh hinaufgesetzt werden, der Flughafen wird ausgebaut, um noch mehr internationale Flüge nach Österreich zu holen, die beim Starten und Landen steuerfreie Kerosinabgase über die Donauauen blasen können. Böden werden versiegelt, wir sind Weltmeister in der Verringerung von Anbauflächen für unsere Nahrung, in Österreich ist die Ernährungssicherheit bereits seit Jahren nicht mehr gegeben, wir leben vom Ausland! Ibiza hat gezeigt, dass es der Regierung unter Kurz nicht wert war, nur einen Gedanken an die Bevölkerung zu verschwenden, alle Maßnahmen sind auf die lange Bank geschoben worden, viel lieber hätte die FPÖ uns gleich mit verkauft, an wen auch immer...

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