Freitag, 29. Oktober 2010

WAHLENTSCHEIDUNG – oder: Hätten wir etwas anderes machen sollen?

Eine Wahl ist geschlagen und der Wähler hat entschieden. Die Parteien haben den Wählerentscheid zu akzeptieren und ihre Politik danach zu richten. Was aber ist tatsächlich mit diesem Wahlergebnis anzufangen? Warum haben zum Beispiel die Grünen stagnierend gerade ein paar Stimmen mehr bekommen als bei der letzten Gemeinderatswahl in Wien, im Jahr 2005? War es sinnlos die Wahlwerbung ausschließlich auf Leute abzustimmen, die die Grünen sowieso wählen oder einmal schon gewählt haben?
Bei dieser Wahl haben sie ihr Ding durchgezogen und sind, nicht sehr aber ein wenig, gegenüber den Kontrahenten Häupl und Strache abgefallen und an vielen möglichen WählerInnen vorbeigegangen. Sie sind gewogen und für zu leicht befunden worden.

Chaostruppe, nicht wählbar für viele, die sich eine Lösung für ihre Probleme erwartet haben und denen eine gesunde Umwelt nicht so nahe steht, wie ein immer mehr mangelndes Heimatgefühl. Das ist Tatsache.

Tatsache ist auch, dass die Grünen ein gutes, menschliches und auch für die Mehrheit in Wien und Österreich taugliches Programm hatten.

Natürlich wollten sie auf die große Beute, das WählerInnenpotential der vielen Nicht-Wähler und Wahlverweigerer, nicht verzichten und auch nicht tatenlos zusehen, wie diese zu anderen Parteien, wie FPÖ abwandern.

Sie bräuchten ihre Wahlwerbung auch nicht radikal zu verändern, meiner Meinung nach waren die Puzzlesteine für ein besseres Wien eine geniale Idee, an der sie weiterarbeiten sollten, dass diese Idee auch verwirklicht wird.

Aber jetzt kommen wir auch schon zum Kernpunkt, dem Querdenken: wie hat das die Wählerin, der Wähler gesehen, bemerkt, ist darüber informiert worden? Wie wichtig sind diese Bausteine für die WählerInnen gewesen? Haben sie die WählerInnen über deren Probleme hinwegtäuschen können und waren sie daher für sie wichtiger?

Ich habe mit einigen FPÖ-WählerInnen gesprochen und sehr deutlich gesagt bekommen, warum sie Strache gewählt haben: ALLE versprechen sich Hilfe von ihm, gegen die, ihrer Meinung nach, gigantischen Zuwächse bei den „Ausländern“, sie würden sich in ihrer Stadt nicht mehr zu Hause fühlen, die Kinder in den Schulen werden von Mitschülern mit Migrationshintergrund ausgegrenzt, es gibt regelrechte Kriege zwischen Kindern serbischer, kroatischer und türkischer Familien und das oft in Klassen wo Schüler mit Migrationshintergrund die Mehrheit darstellen. Die LehrerInnen sind oft machtlos oder wollen von diesen Problemen nicht behelligt werden. Viele Lehrerinnen (bewusst die weibliche Form gewählt!) werden von türkisch-stämmigen männlichen Schülern abgelehnt und darin auch noch von zu Hause aus unterstützt (von einer Frau brauchen wir uns nichts sagen lassen...).

Querdenken bedeutet auch, dass man sich mit den Problemen der Menschen SICHTBAR auseinandersetzt und Lösungsansätze bietet, die von anderen Parteien nicht oder nur schlecht geboten werden. Strache hat das erkannt und den unsauberen Weg gewählt, indem er so tut, als wäre das alles kein Problem, weil man die „Ausländer“ ja nur einfach aus Österreich zu entfernen braucht. Er war damit der Einzige, der eine „Lösung“ für die Probleme angeboten hat und das hat ihm den Stimmenzuwachs gebracht.

Wollen die Grünen diese Leute tatsächlich für sich gewinnen werden sie JETZT beginnen müssen mit der Bewältigung dieser Probleme, werden sich Strategien ausdenken müssen, die es sichtbar machen, dass sie diese Probleme an der Wurzel packen wollen. Ich habe nur eines dieser Probleme aufgezeigt, aber das betrifft genauso die Wohnsituationen in den Gemeindebauten, wo es oft an der richtigen Kommunikation mit den Beteiligten hängt, Verbesserungen zu erzielen. Es betrifft die Ängste vor dem Verlust der Arbeitsplätze weil österreichische UnternehmerInnen bewusst Lohndumping machen, indem sie Leute mit Migrationshintergrund (möglichst weiblich) einstellen und dafür schon lange in den Betrieben befindliche österreichische ArbeitnehmerInnen kündigen.

Man verstehe mich bitte nicht falsch, ich möchte an der Politik die MigrantInnen betreffend nichts ändern, aber ich möchte verhindern, dass die Grünen für etwas bestraft oder nicht beachtet werden, wofür SPÖ, FPÖ und ÖVP verantwortlich sind. Den größten AusländerInnenzuwachs in Österreich hat es in der Zeit der Schüssel-Regierung mit der FPÖ gegeben.

Mit der Werbung der Grünen übernehmen sie zum Teil die Schulden dieser Parteien und baden deren verfehlte Politik aus! Wie oft habe ich in diesem Wahlkampf gehört: „Die Grünen san ja deppert, wegen denen hamma des Problem mit die Ausländer!“ Das übrigens in allen Dialekten Wiens und auch auf Hochdeutsch...

Sie müssen eben jetzt beginnen (und nicht erst ein halbes Jahr vor der nächsten Wahl!) nicht nur Quer-zu-denken sondern deutlich sichtbar für alle auch Quer-zu-handeln!

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